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Sind Bienenwachstücher unhygienisch?

Bienenwachstücher unhygienisch

Bienenwachstücher gelten als die plastikfreie Alternative zu klassischer Frischhaltefolie. Im Dezember 2019 stellte Stiftung Warentest fest, dass Bienenwachstücher unhygienisch sind und sorgte damit für jede Menge Aufregung unter Plastikvermeidern. In diesem Artikel möchte ich mich als Faktenfinder betätigen und die Frage beantworten, ob das wirklich stimmt.

So lautet der Vorwurf

Die Meldung von Stiftung Warentest im Wortlaut:

„Butterbrotpapier oder Frischhaltefolie verursachen Müll. Wer seinen Pausensnack nachhaltig verpacken möchte, setzt auf Bienenwachstücher, die kann man immer wieder verwenden. Leider sind sie trotzdem keine Lösung.

Denn: Die Tücher bestehen aus einem Stoff, der mit Bienenwachs und oft noch mit Jojobaöl imprägniert ist. Diese Imprägnierhilfen können laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf die verpackten Speisen übergehen. Jojobaöl hat lauf BfR nichts in Lebensmitteln zu suchen. Bienenwachs ist zwar als Zusatzstoff erlaubt, doch gerade fettige Speisen können viel davon aufnehmen. Kritisch ist das dann, wenn das Wachs Schadstoffe enthält.

Außerdem können sich auf dem Tuch im Laufe der Zeit Bakterien ansiedeln, lauwarmes Spülwasser entfernt diese nicht zuverlässig.“

In diesem Statement werden mehrere Gründe dafür genannt, warum Bienenwachstücher unhygienisch sein können. Im Folgenden möchte ich die einzelnen Argumente auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen.

Grund 1: Jojobaöl ist für Lebensmittel ungeeignet

Jojobaöl wird in der Kosmetik häufig verwendet und ist in diesem Bereich unbedenklich. Es ist jedoch nicht als Lebensmittel geeignet und sollte auch nicht mit diesen in Kontakt kommen. Im Kontakt mit Fetten löst sich das Öl und geht in die Nahrung über.

Wahrheitsgehalt: Stiftung Warentest hat hier absolut Recht.

ABER: Nicht alle Hersteller von Bienenwachstüchern nutzen Jojobaöl.

Grund 2: Bienenwachs kann Schadstoffe enthalten

Bienenwachs kann aus verschiedene Gründen verunreinigt sein. Hier kommt es auf die Herkunft und Qualitätsstandards des Imkers an. Auf gar keinen Fall sollte man Bienenwachskerzen zur Herstellung von Wachstüchern verwenden. Das Kerzenwachs ist häufig gebleicht, mit Paraffin oder Palmöl vermischt. Zudem kann es Pestizide einlagern.

Generell ist Bienenwachs nicht ideal, um im dauerhaften Kontakt mit Lebensmitteln zu sein. Wenn sich im Bienenwachs zusätzlich Schadstoffe befinden, werden diese durch das Jojobaöl ebenfalls auf die Nahrungsmittel übertragen. Hier ist also Vorsicht geboten.

Wahrheitsgehalt: Verunreinigtes Wachs ist definitiv ein Thema, das auch viele Imker beschäftigt. Stiftung Warentest warnt hier zurecht.

ABER: Es gibt Hersteller von Bienenwachstüchern, die das Wachs vor der Verwendung von Prüfstellen testen lassen.

Grund 3: Reinigung mit kaltem Wasser reicht nicht aus

Bienenwachstücher dürfen auf keinen Fall heiß gewaschen werden. Während ihnen Spülmittel nichts ausmacht, greift heißes Wasser die Öl- und Wachsschicht an. Das Wasser sollte also maximal lauwarm sein. Dies ist nur bedingt hygienisch.

Nach ein bis zwei Jahren lässt die Wachs-Beschichtung nach. Sie klebt nicht mehr richtig und es lösen sich mitunter auch etwas Wachs. Spätestens dann solltest du die Tücher entsorgen.

Wahrheitsgehalt: Natürlich ist eine Reinigung mit kaltem Wasser aus Hygiene-Sicht nicht ideal.

ABER: Bienenwachstücher können mit Essig zusätzlich desinfiziert werden. Auch eine kurze Auffrischung im Backofen ist möglich. Diese Tatsachen schließt Stiftung Warentest nicht in seine Betrachtung ein.

Sind Bienenwachstücher unhygienisch?

Kommen wir zur Anfangsfrage zurück. Ja, unter gewissen Bedingungen sind Bienenwachstücher nicht für die Lebensmittelaufbewahrung geeignet. Etwa dann, wenn sie Jojobaöl enthalten.

Bienenwachstücher sind schnell selbst hergestellt. Das heißt aber nicht, dass man hier nichts falsch machen kann. Ich habe sogar schon gehört, dass Menschen Bienenwachstücher mit Bienenwachskerzen hergestellt haben, die von Weihnachten übrig geblieben sind. Bloß nicht!

Auch sollte man kein rohes Fleisch oder Fisch darin einwickeln. Die Tücher sollten nach jeder Benutzung gereinigt werden. Außerdem sollten sie in perfektem Zustand sein und nach spätestens ein bis zwei Jahren im Biomüll entsorgt werden. Sonst droht tatsächlich Gefahr, dass sich Bakterien ausbreiten.

Kann ich jetzt keine Bienenwachstücher mehr benutzen?

Auch wenn die Meldung von Stiftung Warentest nicht in allen Aspekten korrekt ist, weist sie doch auf ein Grundproblem der Tücher hin. Sie sind bei falscher Verwendung – oder wenn man sie von keinem guten Hersteller bezieht – wenig hygienisch.

Sie können also nicht bedenkenlos verwendet werden!

Wer nicht auf die Tücher verzichten möchte und diese verantwortungsvoll nutzt, kann jedoch beruhigt sein.

  • Erstens gibt es Anbieter wie Wildwax, die kein Jojobaöl verwenden – sie setzen zum Beispiel auf Kokosöl oder nutzen ausschließlich Bienenwachs
  • Zweitens ist kontrolliertes Bienenwachs unbedenklich
  • Drittens kann man Bienenwachstücher durchaus desinfizieren

Außerdem lassen einige Marken ihre Produkte konsequent testen. Deren Preise sind zwar höher, dafür kann man sicher sein, keine Schadstoffe über die Nahrung aufzunehmen.

Wie ich persönlich reagiert habe

Wer meinen Artikel Braucht man Bienenwachstücher wirklich? kennt, weiß vielleicht schon, dass ich nicht der größte Fan dieser Tücher bin und ihren Status als „Must have“ für etwas übertrieben halte.

Und ja, mein bisheriges Bienenwachstuch habe ich im Biomüll entsorgt. Es enthielt Jojobaöl und klebte außerdem nicht mehr. Meine neuen Wachstücher sind stattdessen mit Kokosöl hergestellt und funktionieren wesentlich besser.

Übrigens kann man ausrangierte Bienenwachstücher auch in Streifen schneiden und als ökologischen Grillanzünder verwenden.

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